Verschlafen krümelt mein Kuchen die Taffeekasse voll.
Ich ärgere mich über das staubtrockene Gebäck von gestern.
Der Guss aus weißer Weihnachtsschokolade und den restlichen Osterhohlkörpern hatte einen seltsam ungesunden Braunton ergeben, der die Saftigkeit des Kuchens bewahren sollte.
Außer, dass er nun beschissen aussah (das konnten auch die bunten Streusel nicht mehr retten), hatte der Guss aber keine Wirkung. Ich bröselte das Stück vor mir einzig mit meinen Blicken auseinander und wurde an die Vergänglichkeit erinnert. Um es mit Amelies fabelhaften Worten zu sagen: „Das Glück ist wie die Tour de France. Man wartet so lange und dann rast es vorbei.“ (Jaja hat ihr Nachbar gesagt, nicht sie selbst. Aber das sind doch bürgerliche Kategorien)

Ich fange an von Crème brûlée zu fantasieren (und ja, ich muss googeln, wo da jetzt die Striche in welche Richtung zeigen. Analoge Ratsuche ergab: kommt drauf an wie rum die Schale steht. Bis auf einen Lacher half mir das auch nicht weiter. Danke Google.) Und beschloss, den wunderbaren Film auf meine Watchlist zu packen. Und einen Flambierer zu bestellen. Krümeliger Kuchen ist ja kein Zustand… es wurde Zeit das Game up zu steppen. Leider reichte mein verfügbares Kontingent an Bezahleinheiten nicht für die passenden Schälchen, aber irgendwas Brauchbares würde der Küchenschrank schon hergeben. Zur Not das Gartenhäuschen. Blumentöpfe sind ja äußerst hitzebeständig. Oh da fiel mir ein das auch ein Baumkuchen mal wieder ganz nice wäre. Obwohl der ja mehr was für die Wintermonate war.
Zur aktuellen Gartensituation passte eher ein Maulwurfskuchen. Dazu bräuchte ich allerdings noch ein paar Bananen. Die letzten fielen den Pancakes zum Opfer und seither wurde der Obstkorb nicht aufgefüllt. Ich wusste, dass der Rest meiner Familie großer Fan von Obstböden aller Art war und speicherte mir zur Sicherheit in dieser ruhigen Morgenminute das Rezept von Biskuitteig in die Favoriten. Wenn ich als Mutter eins gelernt habe, dann das Vorbereitung alles erleichtert. Ich war hiermit vorbereitet auf den Sommer und seine Erdbeer-, Stachelbeer-, Apfel- und Birnenvariationen. Wobei die Birnen zu schade waren, um sie nicht mit herrlicher Nougatfüllung im Schokozimthimmel zu versenken. Am Anfang gab es komische Blicke, dass da Stiele über die Backform lugten, mittlerweile wird sich um das letzte Stück geschlagen. Dass ich die vegane Variante auf den Tisch geschmuggelt hatte, war niemandem aufgefallen. Hehe.


Hehe? Hefe. Oh ja, nach dem Sommer würden die Pfläumchen reif werden und schrien danach, in Hefeteig gebacken zu werden. Das Rezept von Omas Zwetschgenblech konnte ich im Schlaf… aber wie war noch gleich das Mengenverhältnis, wenn statt der lila Früchte die rotgrünen Stangen der Star der Füllung sein sollte?! Auf jeden Fall 12 Kilo Zucker, um dem Rhabarber die Säure auszutreiben. Aber war da nicht auch Pudding im Spiel?
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Pudding. Waaaaaarte ma.
Der Herr Kleinkünstler hatte doch?
Neeee, wir können hier nicht von Gebäck faseln und SEINE Story vorwegnehmen. Aber vlt will er sie selber erzählen?! Dann können wir nämlich endlich mal probieren, ob DIE TORTE SCHLECHTHIN überhaupt schmeckt?! Neben der Watchlist existiert nämlich die ToDoList, die der Block mehr oder weniger ins Leben rief. Die Waschmaschine hame getauft, aber auch das erzählt euch Herr S. selbst. Das Backen der (und jetzt haltet euch fest!)
PUDDINGTORTE
steht nämlich noch aus.
Ich finde fast sie hat ein TM verdient. Wie kann man bitte Pudding mit Torte kombinieren und nicht sofort den Friedensnobelpreis dafür bekommen? Als Herr S. sie das erste Mal erwähnte, fiel mein Unterkiefer ins Kellergeschoss und die Augen sprangen aus meinem Gesicht.
Puddingtorte.
Oder aber: der wahr gewordene Traum meiner Pudding… nein Kuchen… Torten… ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Was wollte ich sagen?! Egal.
PUDDINGTORTE ist immer eine Antwort und kann gar nicht oft genug gesagt werden. Ich liebe den Klang dieses Wortes allein. Ohne sie jemals probiert zu haben.
Ein bisschen Schrödingerstorte* spiele ich schon. Gebe ich zu. Was, wenn sie scheiße schmeckt?! Dann gleicht dieses momentan theoretisch so perfekte Konstrukt eines Kuchenpioniers in Realität für immer eher dem Krümelchaos auf meinem Teller: netter Versuch, aber nein. Einfach nein.
Bisher führte das Ranking der besten Kaffeetischbeeindrucker definitiv der Käsekuchen an. Nicht irgendeiner, nein. DER KÄSEKUCHEN nach Rezept meiner Tante. Keine Familienfeier ohne diese Köstlichkeit. Es würde wahrlich etwas fehlen, stünde sie nicht zu Geburtstagen, Weihnachten, Ostern, na eben immer wenn man zusammen kam auf der Tafel. Man könnte sagen sie ist der geschmackliche Inbegriff meiner Familie. Und auch ein bisschen meiner Kindheit. Spät abends lief im TV eine herrlich Ironische Serie, dessen Witz ich als Kind nicht verstand. Was ich aber sehr wohl verstand: 4 alte Frauen trafen sich des Nachtens wenn Schlaflosigkeit auf Grund von Problemen sie wach hielt in der Küche und verspeisten Käsekuchen.


Dieses Konzept der Problemlösung beeindruckte mich tief. (Watchlist wird erneut ergänzt) Und das ein solches Exemplar auch ein so konstanter Bestandteil unserer Feste war gefiel mir. WENN etwas diesen Kuchen von seinem so unglaublich verdienten Thron stürzen könnte, dann wohl nur das Rezept das es ermöglicht Pudding in einer Torte zu parken.
Euch läuft das Wasser im Mund zusammen? Dann lasst uns was cooles kreieren!!! Schickt Euer liebstes Rezept per Mail (gern auch mit Foto!) an platsch@sadebeck.net und wir erstellen eine Sammlung mit den leckersten Gebäcken gegen Langeweile in Quarantäne, Kaffeetafel Angebereien oder Geburtstagstorten ♡



* Schrödingers berühmtes Experiment mit der Katze kennt Ihr vlt? Nein? Ein Gedankenexperiment um irgendwas in der Quantenphysik zu … äh… ergründen… (voll wissenschaftlich, I know) Er sperrte eine Katze gedanklich in eine Kiste, um den paradoxen Zustand von „lebendig“ und „tot“ gleichzeitig zu erzeugen. Die Ungewissheit, wie es der Katze ergeht, lässt beide Varianten zu. Daher ist sie beides bis nachgeschaut wird, welcher Zustand zutrifft. Tja. Ich persönlich spiele oft Schrödingerskonto.
Nachtrag: wo auch immer du gerade bist. Ich weiss du blickst lächelnd auf diese Zeilen und wartest darauf, dass ich es erwähne. Also gut. Wenn man spontan beschliesst, dass man sich treffen muss und zwar JETZT, also die Zeit nicht mehr reicht, um einen Kuchen zu zaubern, bei dem man mit Schokolade im Mundwinkel vom und übers Leben erzählen kann, dann hier Trick17.
Folienkuchen.
Einfach in die nächste Kaufhalle joggen, eine beliebige Sorte Kastenrührkuchen einmarkten, zurück rasen und freudig aufs Türklingeln warten. Auch für Ausflüge ist dieses Ausweichprodukt optimal und kann direkt aus der Verpackung, also der Folie, gefuttert werden. ♡ i miss you.






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