[crowdfunding] II – Ein Jahr später


Meine Matheskills haben mich zwar eine Rentabilitätsvorschau erstellen und damit auch letztendlich eine Existenzgründerzuschuss vom Arbeitsamt erhalten lassen, konnten mich aber auch nicht davor bewahren, als „Videokünstler und Komponist“ auf keinen grünen Zweig zu kommen. Und da nun auch der Zuschuss nicht mehr gezahlt wird…

Ich sag‘s mal so, es kann finanziell eigentlich nur besser werden, was auch mein Vermieter so sehen dürfte, der schon seit geraumer Zeit vergeblich auf die Überweisung des einen oder anderen Euro wartet. Au revoir, Mietkaution…

Viele Biere und wolkenverhangene Tage später entschließe ich mich also, mein Glück an einem anderen Ort zu suchen. Und habe eine grandiose Idee!

Für wohltätige Zwecke veranstalten ja viele Leute ein sogenanntes Benefiz. Da kommen Leute, geladene Gäste und kaufen Tickets zu horrenden Preisen, irgendwer spielt zur Unterhaltung auf und verzichtet bestenfalls auf die Gage und wenn’s gut läuft, werden noch Häppchen gereicht. Warum also nicht einfach ein Benefiz zu meinen Gunsten veranstalten?

Doch wen einladen? Hm, vorzugsweise Leute, die erstens Geld und zweitens ein wie auch immer motiviertes Interesse daran haben, dass ich die Stadt so schnell als möglich verlasse. Nach kurzem Nachdenken erscheinen mir diese Kriterien aber zu eng gefasst, um eine Einladungsliste zu erstellen. Also labere ich einfach alle Leute voll, die mir so über den Weg laufen und die auch nur im Entferntesten zu meinem Bekanntenkreis gehören könnten.
Leider ist mein geplanter Umzug in die beste Stadt der Welt kein so prestigeträchtiger Anlass, um damit einen Stargast zum Auftritt mit Verzicht auf die Gage überzeugen zu können. Heißt also, ich muss mir jetzt auch noch ein eigenes Programm ausdenken, und zwar schnell.

Immer dieser Druck!

Ich stelle also ein paar Anekdoten, Lieder und Videos zusammen und hoffe inständig, dass mich am entscheidenden Abend, wenn schon keine Freundin, so doch wenigstens die Muse küsst und mir ein paar spontan-geniale Einfälle gönnt. Vor lauter Panik, es zum Abschied so richtig zu verkacken, fällt mir nämlich nicht annähernd genügend Material ein, welches den horrenden Eintritt rechtfertigen würde. Oder es liegt daran, dass ich einfach keine guten Ideen habe. Egal, bloß nicht anfangen zu grübeln, sonst sage ich den Spaß gleich wieder ab!

In der Zwischenzeit fragen einige Leute, was denn die Karte kosten solle. Öhm… ja, der „horrende Eintritt“… Über den sollte ich mir langsam mal Gedanken machen!
Wenn das mal nur so einfach wäre, wie es klingt!
Einerseits will ich mit den Einnahmen ja durchaus wichtige und nicht ganz billige Dinge finanzieren, da kann die Karte gar nicht teuer genug sein! Andererseits… die Gäste denken bestimmt über sowas nach wie „Was bekomme ich denn da für meine Geld? Wird auch Gebäck gereicht? Kauft der sich von MEINEM Geld am Ende doch nur Drogen?!“

Anstatt also einfach zu sagen „Die Karte kostet 30 EUR.“, überlasse ich es dem Wohlwollen der geneigten Zuschauer:innen, wieviel sie für die Karte ausgeben möchten, schon um die Erwartungen an die Qualität des Dargebotenen niedrig zu halten. Yay Selbstbewusstsein, Herr Kleinkünstler!

Zu der schon vorhandenen Panik, kein halbwegs brauchbares Programm auf die Beine stellen zu können, gesellt sich dann noch die Angst, dass überhaupt niemand kommt.
Ein paar Leute sagen mir, dass sie gern kommen wollen, es aber nicht rechtzeitig schaffen würden. Clever, wie ich mich wähne, biete ich ihnen an, dass sie JEDERZEIT noch Einlass bekommen. Ja, ich unterbreche dafür sogar das Programm, auch mitten im Lied oder Text, bin mobiltelefonisch auch auf der Bühne noch zu erreichen, baue eine Pause ein, ich gebe ALLES.

Es ist 20:00 Uhr, ich verlasse meinen Platz an der Kasse, gehe auf die Bühne und improvisiere mich durch die Show…

Fortsetzung folgt…


© 2019-2020 albert sadebeck


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Comments

Eine Antwort zu „[crowdfunding] II – Ein Jahr später”.

  1. Avatar von Pandorra Birdie Saralonde
    Pandorra Birdie Saralonde

    Über die Sache mit dem „Fortsetzung folgt“ müssen wir mal reden. Da liest man sich fest, wird atemlos vor Spannung und dann…“Fortsetzung folgt“. Das kannst du einfach nicht mit uns machen. Wobei ich eingestehen muss, das ist eine verdammt gute Idee!

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