Das nachfolgende Bild hat absolut nichts mit dem Text zu tun. Es ist weder Bestandteil einer ästhetischen Konzeption, noch erfüllt es eine Funktion in einem anderen, der BlockpostTM dienenden Zusammenhang.
Es ist einfach nur… da.

Das ist jetzt echt Arbeit.
Natürlich könnte ich auch darauf verzichten, jetzt etwas zu schreiben.
Natürlich könnte ich mich einfach wieder ins Bett legen.
Fun fact:
Ich habe kein „Bett“, ich hab‘ ‘ne Matratze mit Laken, ‘ner Decke und zwei Kissen.
Natürlich könnte ich-
Ich öffne die Notizen auf meinem SnobPhoneTM.
„To name or not to name…”
– Anonymisierung in Zeiten des provinziell erlebten Seins
Mich beschleichen mehrere Gefühle gleichzeitig.
Erstens: Ich hab‘ doch schon in einer BlockpostTM über die Probleme geschrieben, die man mit Stories über real existierende People bekommen kann, oder? *sieht schnell mal nach…
…
…..
……. buffering …
buff… aua! (schien irgendwie zu passen)
Yep, hab ich schon vertextet und unter „Pro & Contra“ ins Netz geballert.
Zweitens: Laaaaangweilig!
Ok, was steht da noch im SnobPhoneTM, ah ja…
„kleines wörterbuch der kundigkeit“
Nö, heute nicht.
„Freundschaft und Ebenen“
Mit „Ebenen“ sind wohl Beziehungsebenen gemeint, aber auf Deep Shit habe ich auch gerade keine Lust.
Überhaupt, ich habe wohl einfach keine Lust. Ich habe schon Lust auf Lust und eventuell-
Boah! Wieso fällt mir denn heute das Schreiben so dermaßen schwer? An den Cocktails kann’s nicht liegen, die hab‘ ich ja gestern schon getrunken. Es muss am mangelnden Talent liegen. Ja, das ist ‘ne gute Begründung, auch wenn ich beim nächsten Treffen mit meiner Therapeutin eine Erklärung für mein vaporisiertes Selbstwertgefühl brauche.
Klar, könnte auch einfach Faulheit sein, aber da könnte ich ja was machen, aktiv sein, fast schon… Verantwortung für mein eigenes Handeln übernehmen! Nö, das klingt mir zu erwachsen.
Die Lust kann einem aber auch vergehen, wenn man so geile Nachbarn hat wie ich. Ja, jedes Wort in diesem Satz (Nicht in diesem, in dem davor!) ist genau so gemeint, wie man es maximal auf Sex beziehen kann.
Ganz nebenbei, ich würde schon gern mehr Erotiktexte schreiben, wäre mit Sicherheit erfolgreicher als der ganze selbsttherapeutische Kram hier. Aber da ich mein einziges Model hier bin, Ihr wisst schon, das werden dann halt nicht die mega sexy Pics und möglicherweise bräuchte man für die Story auch so ein paar Basiszutaten wie… Schreibtalent, Ideen?
Zurück zu den Nachbarn.
Was ist eigentlich die Definition von „Nachbarn“ *öffnet Browser… Ah ja.
Nun, da Stinkytown ein Dorf mit Stadtrecht ist, gilt das Haus gegenüber auch als Nachbarhaus. Toll.
Da stand jetzt also eine ganze Weile eine Wohnung leer. Aufmerksame Leser:innen werden es schon bemerkt haben: Die Zeitform des Verbs im vorigen Satz sagt schon, dass der Zustand des Leerstands nicht mehr bestand- Mist, geht nicht. Muss wirklich „besteht“ heißen, denn der Zustand des Aufhebens des Leerstands hat noch immer Bestand. Ha!
Was ich eigentlich sagen wollte:
Gegenüber wohnt jetzt so eine Omma, die Gegenüber-OmmaTM, fern-geschätztes Alter ca. 55-60 Jahre und… noch jeMANNd.
Gegenüber-OmmaTM sitzt, meist so ab frühem Abend, im linksseitig gelegenen Wohnzimmer vor der Flimmerkiste. Ich weiß, ich weiß, vermutlich ist es keine Flimmerkiste, sondern irgendein Super-Duper-UltraHDR-5000Max-mit-allen-Streaming-Apps-Display in Vier-mal-zwei-Meter-Größe.
Ich weiß es aber nicht genau, weil das Gerät nicht so aufgestellt oder -gehängt ist, dass ich es sehen könnte. Außerdem mag ich die Vorstellung, dass Gegenüber-OmmaTM vor einem winzigen und steinalten Röhrenfernseher sitzt und „Zum Blauen Bock“ guckt.
„Zum Blauen Bock“?!
Ja, „Zum Blauen Bock“. Aus dieser Epoche scheint nämlich das Frauenbild des im anderen Zimmer laufenden Programms zu stammen.
Dort hat… Helmfred* einen eigenen Fernseher.
*) guter Name für wahlweise: „Ehemann, Anfang/Mitte 60“ oder „Sohn, Single und eigentlich-zu-alt-um-noch-bei-Mutti-zu-wohnen“
Eines harmlosen Tages stehe ich von meinem Schreibtisch auf, weil…
man ja hin und wieder von seinem Schreibtisch aufsteht. Rücken, Activity, Ihr wisst schon.
Eine unbedachte Bewegung, ein unbedachter Blick und selbiger fällt auf die Fenster des Hauses gegenüber. Helmfred ist zum Glück nicht zu sehen, denn niemand, wirklich NIE.MAND möchte Helmfred beim… Genuss seiner Videounterhaltung zusehen. NIE.MAND!

Es ist wie mit Nazis. Man will, dass sie weg sind und muss trotzdem genau hingucken. Wer hat eigentlich bei der Programmierung des Bots Homo sapiens die Routinen zur Reaktion auf Bewegtbildreize verbrochen?
Helmfred hat sich also für ‘ne Runde Porno vor dem Abendessen entschieden.
Bravo, Helmfred! Gönn Dir!
Natürlich ist das komplett geschmackloses Zeug, was Helmfred da in seinen visuellen Kortex ballert. Chauvinistische, frauenverachtende Unterwürfigkeitskacke!
Und mal ehrlich, Helmfred, Krankenschwestern sind so dermaßen 1994! Oder ist das eine Art coping mechanism während einer Pandemie, ein Verarbeiten eines Traumas aus einem erst kürzlich erlebten Krankenhausaufenthalt?
Ja ja, geht mich nichts an, was Helmfred antörnt oder vielleicht einfach nur seine bedauernswerte Existenz für Zwei-Minuten-siebenunddreißig erträglich scheinen lässt, bevor er mit Gegenüber-OmmaTM den „Blauen Bock“ zu Ende gucken muss. Aber bitte, Helmfred…
Kauf. Dir. Ei.NEN. SICHTSCHUTZ!
Man stelle sich nämlich mal vor, ich bekäme Besuch. Vielleicht sogar von einer… Dame.
Vielleicht sogar von einer Dame, die… meine bedauernswerte Existenz für Zwei-Minuten-siebenunddreißig erträglich erscheinen lassen möchte.
Wir sitzen also in meiner (ausnahmsweise mal nicht völlig vom unabgewaschenen Geschirr unpassierbar gewordenen) Küche, essen eine Kleinigkeit, trinken was.
Der Abend ist nett und…
(sucht verzweifelt nach einem weiblichen Vornamen, dessen Verwendung in der BlockpostTM ihm niemand aus dem Real Life vorwerfen würde…)
Der Abend ist nett und Adelinde (!) findet den ihr gegenübersitzenden Kleinkünstler trotz der vor einer halben Stunde durch sein Ungeschick auf ihrer Hose gelandeten Soße (Tomate, geile Gewürze, Wein) eigentlich nicht doof. Fast schon sympathisch. Beinahe attraktiv, trotz seiner schiefen Zähne.
„Ich geh kurz ins Bad.“, sagt Adelinde, und der Kleinkünstler macht sich nicht völlig grundlos Hoffnungen, dass Adelinde „sich ein bisschen frisch machen will“. Sie ist überhaupt ein ganz bezauberndes Wesen, voller Klugheit, Witz und geradezu göttlicher Ironie. Würde sie ihm erlauben, sie nach Hause zu bringen, so wie ein richtiger Gentleman das macht?
Adelinde steht auf, dreht sich genauso unbedacht wie der Kleinkünstler neulich und ihr Blick fällt auf das Fenster gegenüber.
Für einen Moment scheint die Zeit still zu stehen. Schade eigentlich, hatte der Kleinkünstler sich doch darauf gefreut, diesen magischen Zustand außerhalb von Raum und Zeit beim ersten Kuss erleben zu dürf-
Adelinde ist aber gar nicht nach küssen. Sie steht einfach völlig erstarrt in ihrem Blick auf das gegenüberliegende Fenster. Dann…
muss
sie
lachen.
So sehr muss sie lachen, dass sie die halbvolle Flasche Rotwein mit einer ungeschickten, aber sehr süßen, äh… einer sehr sexien… (geht ja erst recht nicht!), dass sie die halbvolle Flasche Rotwein mit einer Bewegung-ohne-Attribut umstößt und dabei sowohl ihre Bluse als auch seine Hose derart durchtränkt werden…
Das Problem ist, er hat keine Hose mehr im Schrank, die andere ist nämlich schon in der Wäsche. Bevor sie alleine nach Hause geht, schlägt Adelinde vor, das Date ein anderes Mal… von vorne zu beginnen und dann eventuell fortzusetzen. ^^
Für heute aber ist das Ding gelaufen. Vielen Dank, Helmfred!
Reality kicks in und mir fällt auf: Ich kenne gar keine Dame, die Adelinde heißt und mich daten würde. Das Einzige, was bleibt, ist die Angst vor dem Blick aus dem Küchenfenster. Und wie es der Zufall, nein, der Biorhythmus aka Hunger so will, ich muss jetzt wirklich mal in die Küche.

Rotwein zum Frühstück ist doch ok, oder?
Nachtrag:
Habe gestern beim Bart-mit-der-Machine-wegsensen kurz mal Schnauzer getestet.

Nein. Einfach nur: Nein.
© 2020 albert sadebeck
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