Katzen. Alles begann mit Katzen. Mit Katzen im Internet, um genau zu sein.
Sie wurden fotografiert, gefilmt und in unzähligen Beiträgen, Posts und Bilderschnipseln in digitale Sphären katapultiert, die unerreichbar schienen und für alle anderen unerreichbar waren, sind und sein werden.
Wie haben Katzen das erreicht? Klar, durch ihre… (muss kurz Brechreiz unterdrücken)
durch ihre… (Komm, Kleinkünstler, brings hinter Dich!)
durch ihre Süßigkeit, Cuteness, Sweet- (läuft ganz schnell ins Bad…)
(etwas später)
Puuh… das war nicht angenehm, könnt Ihr mir glauben!
Zu viel Zucker ist halt auch nicht jedermanns Sache.
Katzen wird übrigens auch kotzübel, wenn sie mit zu viel Sweetness konfrontiert sind.
Wie gehen sie aber damit um, dass sie selbst es sind, so unfassbar niedlich, flauschige Zuckerwatte auf vier Beinen?
Genau darum soll es heute (unter anderem) gehen.
Denn hier darf ich mich kurz selbst zitieren (damit es wenigstens einer tut):
„Mir kam (… ) der Gedanke, dass meine Verwendung bestimmter Begriffe einigen Mitmenschen die Kommunikation mit mir erschwert. Doch den Wissenden, den Aufmerksamen, den Kundigen (!) steht die Tür zu meinem Innersten einen Spalt weit offen. (…) Denen, die einen Blick in den Spiegel wagen, die die Rote Pille nehmen, (…) diesen jenen welchen sei gesagt: Ihr habt sie nicht mehr alle!”
aus „kleines wörterbuch der kundigkeit, folge 7“
Herzlich willkommen zum
kleinen wörterbuch der kundigkeit, folge sechs
Der nachfolgende Begriff steht im kleinen wörterbuch der kundigkeit nicht ohne Grund direkt vor „GesichtspauseTM“, aber den könnt Ihr mal schön selbst rausfinden. Kann hier ja schließlich nicht alles alleine machen.
And so, without further ado, I give you:
FELLBÄLLCHENKOTZENTM

FellbällchenkotzenTM, das –
Physiologische Reaktion auf die FellbällchenkotzigkeitTM eines Lebewesens; häufig auch einer Sache und/oder Situation
FellbällchenkotzigkeitTM, die –
Zustand übermäßiger Niedlichkeit, Süße und/oder Schleimigkeit, bei Menschen vorrangig durch Missverstehen des Begriffs „Romantik“ und daraus resultierender Gesten und oder Handlungen zu beobachten; kann unter anderem durch FellbällchenkotzenTM gelindert werden.
Auf dieses Phänomen bin ich tatsächlich zuerst bei der Beobachtung von Katzen gestoßen. Sicherlich muss ich nicht noch einmal das Ausmaß ihrer FellbällchenkotzigkeitTM erwähnen, welches selbst ihnen, den Katzen, den Magen umzudrehen droht. Um nun dieser FellbällchenkotzigkeitTM entgegen zu wirken, haben Katzen ein ganz erstaunliches Verhalten entwickelt. Offenbar spüren sie, wie sich die nahezu unsichtbaren Fellbällchenkotzfasern in ihrem Fell verfangen, was sie, die Katzen, so unfassbar süß wirken lässt. In der Folge beginnen Katzen also, ihr Fell abzulecken. Zum einen, weil sie so unglaublich sweet sind, zum anderen aber, um die Fellbällchenkotzfasern aus ihrem Fell zu entfernen. Die Fellbällchenkotzfasern sammeln sich in der Fellbällchenkotzecke des Katzenmagens und werden bei Erreichen einer kritischen Masse in Form eines Fellbällchens… ausgekotzt. ¯\_(ツ)_/¯
Der Mensch, als Spezies eine eher dumme, versteht das als bloßen Akt der Körperpflege und Reinigung bei Katzen, aber es ist eben auch Selfcare, Reinigung der Seele, ein Akt der Selbst(wieder)findung.



Der 14. Februar rückt näher. Valentinstag. Der Festtag der Fellbällchenkotzindustrie, die oberflächliche Gesten, in Zuckerguss getauchte Phrasen und bedeutungslose weil abgedroschene, zur Pflicht verkommene Liebeserklärungen in Bonbonpapier verpackt und: VERKAUFT.
Eine hauseigene Dokumentation zum Valentinstag finden Sie hier.
Aber nicht nur zum Valentinstag wird mit Sweetness auf einem Level um sich geworfen, als gäbe es kein Morgen. Hochzeiten zum Beispiel. Das Thema scheint mich mehr zu beschäftigen, als mir bewusst war… hm…
How auch ever, kann mir bitte mal jemand erklären, warum mit Deko, Tanz und Schwulstreden alles derart zugezuckert werden muss, dass selbst Standard Cola als Low Carb durchginge? Wenn die Leute nur halb soviel Aufmerksamkeit für ihre Kinder aufbrächten wie für Weichzeichner-auf-Hochzeitsfoto und all diesen anderen Unsinn, der sich als muffiges Sepia über „den schönsten Tag des Lebens“ legt, mir wäre um die Zukunft der Menschheit nicht mehr halb so bange.



Das allerschlimmste für mich ist, mich auch meiner eigenen FellbällchenkotzigkeitTM stellen zu müssen. Sobald ich drei Akkorde auf der Klaviatur eines… Klaviers (dieser Ausdruck, einfach nur ein Genuss…) KONZENTRATION, Herr Kleinkünstler!
Also, sobald ich drei Akkorde spielen konnte (es waren garantiert alles Moll-Akkorde, aber wer erinnert sich schon an solche Nebensächlichkeiten), habe ich versucht, der jeweiligen Angebeteten Love Interest meine wohlmeinenden Empfindungen wie Honig in die Ohren zu schmieren. Mit wechselndem und definitv nicht nachhaltigem Erfolg.
Beispiel gefällig?
Die so angeschmachtete Dame war durchaus empfänglich für FellbällchenkotzigkeitTM, wie hier nachzulesen ist. Wie nachhaltig FellbällchenkotzigkeitTM ist, kann man da übrigens auch nachlesen.
Ich hab‘ das Lied neulich in einer Selbstdiss-Laune einer anderen Dame vorgespielt, die das sehr treffend formulierte:
„Ernsthaft, 6 Minuten?! Hätten es 4 nicht auch getan?“
Wer würde ihr widersprechen wollen?

Und nun weiß ich nicht so recht, wie ich diese BlockpostTM beenden soll, denn ich bin etwas verunsichert wo sie denn nun verläuft, diese Grenze zwischen Romantik und FellbällchenkotzigkeitTM.




Aber vielleicht möchtet Ihr mir ja helfen.
Hört Euch einfach diese folgenden beiden Lieder an und lasst mich wissen, welchem Begriff sie für Euch am ehsten entsprechen. Die Angaben sind natürlich alle anonym. Und für die Augen habt Ihr ja die Bildchen.
Nur wir zwei
Schließ Deine Augen, nur für einen Moment
Auch wenn’s Dir schwerfällt, bitte sag nichts
Gib mir einfach noch etwas Zeit mich zu sortier’n
Hab mir so viele Worte zurechtgelegt
Meine Sätze geübt, verworfen und neu erdacht
Gehofft, gewartet auf diesen einen Moment
Nur wir Zwei,
Nur wir Zwei…
Doch was nützt all das Üben wenn der Mut dich verlässt
Stand schon so oft an dieser Tür
Hab das Lächeln geschluckt, das nur sagte „Tut mir leid…“
Nun steh ich wieder an dieser Tür,
vergeblich vor dem Spiegel geübt
Nur ein Gedanke, nur ein Gefühl:
Wir Zwei…
Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt geh
Bevor Du mich noch anlächeln musst
So bleibt mir zumindest noch der Traum
Wir Zwei,
Nur wir Zwei…
Was ich Dir mal sagen wollte
1)
Was ich Dir mal sagen wollte,
nur wenn Du Zeit hast, meine ich
wie sehr ich Dich, und Du brauchst nicht rot zu werden,
lieb hab’…
2)
Wenn Du lachst, dann lacht mit Dir mein Herz
Wenn Du weinst, dann stirbt ein Stück in mir
Doch wenn Du willst, dann werde ich Dich halten,
weil ich Dich lieb hab’…
Refrain 1
Weil ich Dich lieb hab’
Kann Dir nichts passier’n
Bin für Dich da, wann immer Du mich brauchst…
3)
Träum’ von Dir Tag und Nacht
Weiß nicht wohin mit all dieser Kraft
Sehn’ mich nach Dir, selbst wenn Du da bist,
weil ich Dich lieb hab’…
Refrain 2
Weil ich Dich lieb hab’
Kann Dir nichts passier’n
Bin für Dich da, wann immer Du mich brauchst
Weil ich Dich lieb hab’,
ich wünschte, Du könntest seh’n
und mir vertrau’n….
4)
Was ich Dir mal sagen wollte,
nur wenn Du Zeit hast, meine ich
wie sehr ich Dich, und Du brauchst nicht rot zu werden,
lieb hab’…

P.S.: In Vorbereitung dieser BlockpostTM habe ich sehr viele Fellbällchenkotzlieder gehört. In der Playlist befinden sich verdächtig viele Songs von Phil Collins. Eine Abhandlung zu FellbällchenkotzigkeitTM in Filmen, Serien und anderer Popkultur wird nachgereicht. Eventuell…
P.P.S.: Eure Feedbacks zu den Songs findet Ihr unter
Leider muss ich derzeit die Kommentare manuell hinzufügen, weshalb es etwas dauern kann, bis Ihr Eure Antwort(en) sehen könnt. ¯\_(ツ)_/¯
© 2020 albert sadebeck
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