oder – Die Geister, die ich…
Moment! Habe ich die überhaupt gerufen? Und wenn nicht, wer war’s dann?
Hm, die unwichtigste Frage überhaupt, „Wer war‘s…?“ Sie sind nun einmal da, die Geister.
And now deal with it!
„Und, ändert sich das demnächst?“
Yep
„Gibt es einen Fehler (im Text von BlockpostTM Nr. 13, Anm. d. Autors), von dem der Autor weiß?“
Yep
An dieser Stelle scheitere ich.
Ich scheitere am Spannungsaufbau, wie das jede*r Laienautor*in tut. Ha! Und hier ist „tut“ richtig! Notfalls benutze ich „tut“ als Geräusch! Da, TUUUUT!
(Jetzt dreht er völlig durch, oder)
Ja, eigentlich wollte ich nämlich nur teasen, dass ich die Frage(n) der Ehr(lichk)e(it) beantworte um dann so zu tuuuut, äh…. tun, als ob ich Euch nur ein bisschen verar***e, aber so redet man mit seinen Leser*innen ja auch nicht und bitte, da kommen meine Antworten!
Frage(n) der Ehr(lichk)e(it)
Nerven Dich diese Umfrageformulare?
Yep, aber nur der Part des Erstellens auf der Website
Wie wichtig ist Ehrlichkeit im privaten Privatleben?
10
Wie wichtig ist Ehrlichkeit im öffentlichen Privatleben?
8
Wie wichtig ist Ehrlichkeit im Berufsleben?
8
Was ist für Dich Ehrlichkeit?
Nicht lügen 😀
Was ist für Dich Unehrlichkeit?
Äh… Lügen?
Warst Du in der letzten Zeit unehrlich?
Nope
Wenn ja, bereust Du es?
Nope
Wenn nein, war diese Antwort unehrlich? 😬
Yep
Soll es eine BlockpostTM zum Thema „Ehrlichkeit“ geben?
Haha
Ja, eben lache ich noch und dann fällt mir ein, dass ich verdammt noch mal gar nicht anders kann als ehrlich sein und darüber werde schreiben müssen. Zur Ehrlichkeit gehört auch, dass ich hier wieder ein bisschen emotional prokrastiniere, denn der Abend gestern nahm noch eine unerwartete Wendung, aber das gehört erstmal nicht hierher.
Höre ich da Protest?
„Erst irgendwelche Geschehnisse des Abends zuvor teasen und dann nicht liefern?! Buuuuh!“
Ich sage dazu nur: Geduld, ich verarbeite noch. Und ja, ich weiß, dass ganz besonders DU super mit Geduld kannst. EvilSmiley…

Ehrlichkeit, das ist nicht ganz so einfach, wie es im ersten Moment scheint. Klar, Lügen ist doof, zum eigenen Vorteil Lügen ist unterste Schublade. Eigentlich wollte ich „verachtenswert“ schreiben, habe dann aber gemerkt, dass ich mit „unterste Schublade“ ein Wort mehr und mit der nachfolgenden Erklärung sogar noch … (jetzt wird’s meta, weil ich wirklich erst den zusätzlichen Satz beenden muss, ehe ich die korrekte Zahl einfügen kann) Wörter zur Gesamtwortzahl dazurechnen darf und so die Lesedauer verlängere, ohne was sagen aka zugeben zu müssen und dabei gleich noch weiter emotional prokrastinieren kann. (69) Auch ‘ne Form von Ehrlichkeit, ich sag’s ja nur. ¯\_(ツ)_/¯
Wir können uns aber bestimmt darauf einigen, dass Ehrlichkeit ein hohes Ansehen genießt, zumindest in meiner kleinen Filterblase. Sie hat den Nimbus des Guten, des Wahrhaftigen, der moralischen Überlegenheit. Aber möglicherweise trügt da der Schein, ist Ehrlichkeit nicht per se „gut“, denn sie kann auch verletzen. Indirekt, in dem sie bloßstellt. Beispiel gefällig?
Mein Gebiss. Es ist eine ästhetische Zumutung, aber dank meines Zahnarztes zumindest kein Steinbruch mehr. Werde ich in einer Runde unter Freunden unter dem Mantel des „man sei nur ehrlich und da könne man das ja sagen“ darauf angesprochen, dann ist das verletzend. Denn es wird nur ge-, be- und damit verurteilt, wie es jetzt aussieht und gleichzeitig (meist unausgesprochen) geschlussfolgert, wieso es so aussieht. Und ich bin gezwungen, mich in einer nicht selbstgewählten Situation dazu zu erklären. Ich finde diese Art von Ehrlichkeit übergriffig.
Das aber hier und jetzt aus freien Stücken in (potentiell) viel öffentlicherer Form zu thematisieren, das ist meine Art denen, die es betrifft, ganz ehrlich zu sagen: Es steht Euch nicht zu, das zu be- oder gar verurteilen! Ansprechen darf man mich darauf schon, aber vielleicht nicht gerade beim Sushi-Abend mit Tapas-Freunden und Cocktails.
Die Erklärung für den miserablen Zustand meiner Zähne ist recht einfach. Zahnbehandlungen in den 1980ern waren weit entfernt von Betäubungsmitteln und Empathie. Da ich schon eine ganze Weile mit… anderen Schmerzquellen mehr als ausreichend versorgt bin… hm, ich habe da halt irgendwann eine Phobie entwickelt und mich in der Folge nicht mehr zum Zahnarzt getraut. Dazu kommen dann die meist abschätzigen oder mitleidigen aber nur selten mitfühlenden und verständnisvollen Blicke, die einem Kind sagen: „Schmerz? Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“
Was für ein Blödsinn!
Man könnte einem Kind ja auch beibringen, dass es ok ist, Weinen zu müssen, weil etwas weh tut, es trösten und ihm Mut zusprechen und ihm sagen, dass der Schmerz auch wieder geht. Tut er meist nämlich. Und sind die Schmerzen, egal ob körperlich oder seelisch, aus welchen Gründen auch immer von Dauer, so tragen sie sich bestimmt nicht leichter, wenn man für das bloße Vorhandensein ihrer auch noch dumm gemacht wird. Just saying…
Ich habe es letztes Jahr immerhin geschafft, meine nicht zum ersten Mal im Erwachsenenalter aufgetretenen Zahnschmerzen von einem Arzt und nicht von Schmerzmitteln behandeln zu lassen.
Die ästhetische Wiederherstellung muss aber leider noch warten, denn schon die zwei anstehenden Füllungen muss ich leider immer wieder verschieben. Sie kosten einfach mehr, als ich mir gerade leisten kann.
Noch witziger als „dieses Thema in Freundesrunde“ fand ich ja eine Party, bei der ich auch zur Band gehörte. Ein mir unbekannter Mann spricht mich in einer Pause hinter vorgehaltener Hand und sehr gedämpft an und sagt mir, dass er ein Freund von Blablabla ist. Dabei steckt er mir eine Visitenkarte zu. Turns out, er ist Zahnarzt.
GesichtspauseTM


Es hat auf mich den Anschein, als habe Ehrlichkeit für viele Menschen immer irgendwas Schmerzhaftes, einen Widerstand zu überwindendes, oder? Wie oft hört oder benutzt man gar selbst Phrasen wie „Ehrlich gesagt…“ oder „Ganz ehrlich? …“. Als ob Unehrlichkeit das Default Setting des Human Brains sei. Oder eher… Unvollständigkeit, denn meist folgt einer der vorgenannten Floskeln irgendetwas, was man bis dahin für sich behalten hat. Mir ist schon klar, dass Unvollständigkeit meist darin begründet ist, dass man jemanden zu schützen sucht, sich oder andere Person(en). Doch wo ist die Grenze? Wieviel einer Erzählung, gleich welcher Art, kann man weglassen, ohne unehrlich zu werden? Das kommt ganz sicher auf den jeweiligen Rahmen an.
Nehmen wir mal diese Website mit der BlockpostTM.
Der Anspruch: Ehrlichkeit, Authenticity (das englische Wort spricht sich für mich einfach leichter ¯\_(ツ)_/¯ ).
Der Inhalt: Mein Leben. Der Rahmen: So viel, wie mein Ich zu geben bereit ist. Also nicht notwendigerweise mein ganzes (bisheriges) Leben.
Wenn ich hier zum Beispiel über meine Depressionen und Phobien schreibe, dann mache ich mich natürlich verwundbarer, als wenn ich das nicht täte. Ein möglicher zukünftiger Arbeitgeber könnte daran Anstoß nehmen. Oder die sehr hypothetische Frau, die mehrere unfassbar süße Kinder mit mir zu zeugen in Erwägung zieht, vielleicht rennt sie weg, bevor sie sich zu erkennen gegeben hat. Aus Angst um das Wohl der nicht existenten Kinder und um ihr Seelenheil!
Es ist nun aber Teil meines Lebens. Und mein Umgang damit gibt Stoff für Erzählungen.




Jetzt könnte man berechtigterweise fragen, warum ich überhaupt Stoff für Erzählungen, BlockpostTM, Umfragen und all den Quatsch zu brauchen meine. Meine Antwort darauf: Ja. 😀
Anderes Beispiel, diesmal aus der Arbeitswelt. Eine Theatervorstellung. Das Stück, also die Qualität des Textes, die Inszenierung, der ganze Salat, alles ist gut, die Aufführung am Abend aber mies. Merken viele Leute aber nicht und sind begeistert, während die Spieler unterschiedlich schlecht gelaunt aus der Vorstellung kommen. Ein Zuschauer kommt und sagt, wie toll er es fand. Da darf man gar nicht ehrlich sein und ihm sein Bild des Abends damit zerstören, oder? Deswegen gehe ich dem Publikum dann lieber aus dem Weg. Um nicht nach der Vorstellung die nächste Rolle spielen zu müssen, die auch noch völlig hohl ist: „Juhu, was für ein toller Abend, blabla, es sagt alles genau nichts aus, aber ich spiele nur für Sie weiter, obwohl die von Ihnen bezahlten 90 Minuten Shakespeare längst vorbei sind.“

Es ist ein bisschen wie mit dem angebotenen Händedruck. Ein schwieriges Thema hierzulande, weil es offenkundig als Ablehnung „deutscher Leitkultur“ gilt, den Händedruck zu verweigern. Zwei Szenarien, in einem akzeptiere ich diese Gepflogenheit, im anderen finde ich es übergriffig.
Szenario 1,
ein Treffen im beruflichen Rahmen, egal ob Projekt, Vertragsverhandlung, Kennenlernen von neuen Partnern. Hier sendet der Händedruck das eindeutige Signal des guten Willens zu erfolgreicher Zusammenarbeit. Ok, kann ich mit umgehen, nix daran ist unehrlich.
Szenario 2,
ein privates Setting im öffentlichen Raum. Eine Party oder ein anderes gesellschaftliches Ereignis. Man steht mit ein, zwei Freunden zusammen. Ein sogenannter Be-, mir aber unbekannter Bekannter kommt hinzu und streckt mir sehr forsch die Hand entgegen. Schön, dass du mich kennenlernen willst, denke ich mir, aber das ist Stufe 3. Fangen wir doch lieber mit Stufe 1 an, einem einfachen „Hallo.“ Das ist unverfänglich und beinhaltet außer der Anerkennung der Tatsache „Da ist jemand dazugekommen.“ keinerlei Verpflichtung, eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen. Kann ja sein, dass man die entsprechende Person auch einfach unsympathisch findet. Ist es wirklich nötig, mich bereits in Sekunde 1 zu der Ehrlichkeit zu zwingen, meiner initialen Abneigung verbalen Ausdruck verleihen zu müssen? Das nimmt einem doch jegliche Möglichkeit, sich geirrt zu haben und das erst nach einer gewissen Kennenlernphase zu erkennen.
Stufe 2, man testet mal vorsichtig, ob es irgendwelche Themen oder Interessen gibt, die eine längere Unterhaltung rechtfertigen. Mit Stufe-3-Händedruck beginnen zu wollen wirkt auf mich aber wie ein „Wir sind doch jetzt gleich Kumpels!“, was ich nicht ohne unehrlich zu sein mitspielen kann. Sorry, not sorry ¯\_(ツ)_/¯
Ehrlichkeit beschäftigt mich natürlich auch künstlerisch. Schwierige Sache das, wenn man damit zum Beispiel auch seinen Lebensunterhalt bestreiten muss. Weil man nichts anderes gelernt hat. Da ist man schnell aus puren Sachzwängen namens Rechnungen dabei so zu tun, als könne man (notfalls auch nur mittelmäßigen) Erfolg damit garantieren, dass man sich als Dienstleister begreift und Kunst als ein Produkt anbietet, dass möglichst den Geschmack des Kunden treffen soll. Der weiß aber selber so gut wie nie, was er eigentlich will. Beobachtet nur mal einen ganz normalen Bestellvorgang in einer Hicks!beliebigenTM Bar! Alle denken immer, „ja machme mal was lustsches, kommt immor gut“ und der Gast so „Ooorr, würd‘ schon lieborr was lustsches guggn“, aber…, wenn man sich mal traut und ehrlich die Geschichten erzählt, die einen bewegen, die etwas bedeuten…
Aber wem machen wir hier was vor. Ehrlich währt möglicherweise am längsten, doch Mahnungen können halt auch recht hartnäckig sein.

Hartnäckig ist natürlich auch das Selbstbewusstwein…
Großartig! Im Sinne der Authenticity und weil ich ihn einfach zu gut finde, lasse ich diesen möglicherdings Freud’schen Tippfehler einfach mal so stehen.
Natürlich wollte ich die Hartnäckigkeit des Selbstbewusstseins verfluchen. Entweder ist es abwesend und das obendrein genau dann, wenn es einem irgendeine Art von Selbstwertgefühl vermitteln sollte. Oder es ist dauerpräsent, und zwar in Form von sich seines Selbst-, vor allem aber seiner Fehler-bewusst-seins.
Also, ich habe ja kaum Fehler, von denen ich wissen könnte. Hm, eventuell ein etwas zu aktives Hirn, dass sich wichtige Dinge nicht merken will, dafür aber wirklich jede winzige Handlung bis auf seine molekularen Bestandteile seziert, damit auch ja kein Funken einer irgendwie gearteten positiven Selbstbetrachtung die gewohnten Bahnen mentaler Selbstzerfleischun-
(Räuspern, kleines Husten)
Entschuldigung.
Habe mich da wohl kurz in was hineingesteigert.
Dennoch, ich habe natürlich Facetten meiner Persönlichkeit, die nicht cool sind. Und sicher habe ich auch Fehler gemacht, für die ich mich bei dieser oder jenem entschuldigen sollte. Das setzt voraus, dass ich erstmal mit mir ehrlich umgehe und mir die wirklich unangenehmen Dinge vor Augen halte, nicht nur die, die in Blogs als achso-offen-und-selbstkritisch chic aussehen und wenn’s irgendwie geht noch instagrammable sind. Ist eben nicht cool zugeben zu müssen, dass man bisher weder das Geld für den Lebensunterhalt während des einen erbärmlich (und selbstverschuldet!) verkackten Studiensemesters noch den Privatkredit für eine beachtlich teure Videokamera + Zubehör zurückgezahlt hat.
Hm, kann es sein, dass auch deshalb mein Karma-Konto bis ans Ende aller Tage im Minus zu verweilen scheint? Was hab‘ ich nur für ein Glück, dass Schuld nicht Thema dieser BlockpostTM ist, sonst käme hier noch das Dilemma, sich bei einigen nicht mehr entschuldigen zu können.
Und da sitze ich und merke, dass ich ja eigentlich über die Frage nach Ehrlichkeit und Vollständigkeit und ob und wie sich das gegenseitig bedingt nachdenken wollte. Gut, abschweifen kann ich offensichtlich.
Gehört es zum Ehrlichsein, wirklich alle Gedanken zu äußern, die einen zu einem Thema bewegen?
Ein Anspruch, den zu erfüllen wohl kaum möglich sein dürfte, wirft doch jedes Thema von höherem Anspruch als zum Beispiel die Frage „Türstopper – Wozu braucht man sie wirklich?“ neue Fragen auf, die ihrerseits eine Beantwortung verdient haben.
Anmerkung v. 08/03/2020:
Da hab ich doch tatsächlich eine echte Antwort auf die rhetorische Frage nach den Türstoppern erhalten. Nachzulesen hier.



Es ist Valentinstag. „Gewesen“, sagt Ihr. Aber irgendwann ist auch wieder Valentinstag und an diesem Tag stimmt meine Aussage und Ihr Mecker*innen guckt blöd, so!
Wäre also der perfekte Anlass, auch etwas über Gef-
…
Gef-
…
Gefüh-
…
etwas über die Liebe zu schreiben. Irgendjemand, ich habe ja keine Ahnung mehr, wer das gewesen sein könnte, brachte auch mich dazu mich fragen zu müssen, ob meine Abneigung gegen den FellbällchenkotzTM-Tag schlechthin wirklich nur an meiner Abneigung gegen dessen Kommerzialisierung liegt oder vielleicht daran, ihn allein und nicht mit-
Aber glücklicherweise ist Ehrlichkeit und nicht Liebe Thema dieser BlockpostTM. Und mal ehrlich, wer würde schon eine BlockpostTM über Liebe lesen wollen?

© 2020 albert sadebeck
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