Samstagmorgen, SechsUhrTrallala.
Ich sitze an meinem Rechner, weil ich verlernt habe, wie man in ein Notizbuch schreibt.
Ok, ich habe es nicht direkt verlernt. Es ist mehr so eine Vorsicht, die das schöne Notizbuch, das vorne ein Zitat von Helge Schneider und hinten einen Autogrammwidmungsgruß von Sarah Kuttner enthält, nicht mit meinem unsinnigen Gejammer verunstalten will. Dafür, also das Gejammer, wurde ja Social Media erfunden. Weil mir mein eigenes Gejammer aber selbst für Facebook und Twitter zu annoying scheint, packe ich das hier in diese winzige Ecke namens sadebeckPunktNet.
Nett, oder?
Find ich schon.
So weiß man zumindest, dass man hier weitergehen kann.
Nichts zu sehen außer Gejammer.
Sagt ja schon der Name des Blogs.
„Selbst mit Leid“
Maaaaaann, ey…
Das Notizbuch habe ich übrigens vor ein paar Jahren von meiner damaligen Freundin (jetzt immer noch Freundin, aber anders halt) geschenkt bekommen. Inklusive Helge-Zitat.
So als Buch für… Notizen. Texte zum Beispiel, Ideen für Theater- und Filmprojekte, Lieder, kurze Phrasen…
Auch geil.
Jetzt habe ich das Notizbuch derart geteast, dass ich dessen Inhalt eigentlich mit Beispielen erläutern müsste. Hab ich aber keine Lust drauf, das ganze Getippe ist mir einfach zu anstrengend.
Ha, ich hab’s! Ich verlinke einfach ein paar der Ergebnisse, die es schon in Lied-, Text– oder sonstiger Form in eine BlockpostTM aka auf diese Seite geschafft haben. Soll noch mal einer sagen, ich sei kein Dienstleister!
Nein, wirklich! Es soll bitte noch jemand (also außer mir) sagen, dass ich kein Dienstleister bin!
Als Dienstleister müsste ich nämlich Dienste leisten.
Hab ich aber keine Lust zu.
Bin immerhin wegen Dienstuntauglichkeit vorzeitig aus’m Zivildienst entlassen worden.
„Zivil“-was?
Zi-vil-dienst! Damals, als man hierzulande noch der Meinung war „Junge Männer erstmal in ‘ne Uniform, dann in ‘ne Kaserne stecken, Gehorsam beibringen und dafür mit Knarren spielen lassen – Super Idee!“ *thumbs-up*, konnte man „Nö, mach ich nich mit, Gewissen und so, blablabla“ sagen und hat dann halt nicht mit den toughen Jungs im Grünen gespielt. Und ganz so einfach war das mit der schriftlichen Begründung der Weigerung zum Dienst an der Waffe im „Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer“ nämlich auch nicht.
Und dann fängt man, in diesem Falle ich, an, den Status der Wehrpflicht zu recherchieren und merkt „Huch, stimmt! Die ist ja nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt!“.
Und dann merkt man, dass man die letzten drei Sätze (dieser inklusive) mit „Und…“ begonnen hat.
Und damit das nicht als Unfähigkeit des Autors bezeichnet werden kann, mache ich das zum künstlerischen Mittel, zur bewussten Wiederholung, zum Rhythmus!
Und… Mist, mir fällt kein sinnvoller Satz ein, der mich den Rhythmus aufrechterhalten lässt.
Es ist übrigens noch immer Samstag, aber nicht mehr SechsUhr- sondern SiebenUhrTrallala!
Nimm das, Wochenende!
SiebenUhrTrallala und zwölf Sekunden…
Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass „mir beim Schreiben schon was einfällt“. Ja, tut es auch, aber es ist halt nicht so… Ihr wisst schon, auf den Punkt.
Vermutlich muss ich das wohl akzeptieren…
Dass man bei Depressionen auch nicht so mit dem Schreiben…
Es ist so: Seit ein paar Wochen, Neuronen kreuz und quer, Hirn in Overdrive.
Dazu: OP. Nicht am Hirn (eventuell schade, wer weiß). War jetzt nicht weltbewegend, aber doch ein Einschnitt. (Haha, „Einschnitt“, ich-bin-so-lustig-was-haben-wir-gelacht)
Was soll ich sagen-
NICHTS!
Das war eine rhetorische Frage, verehrte Stimmen-die-ich-mir-ausgedacht…
Ob es wirklich so klug ist, von „Stimmen-die-ich-mir-ausgedacht-habe“ zu erzählen, während ich von Depressionen und Krankenhaus schreibe, hmmmm?
Wo war ich? Ach ja…
Was soll ich sagen, der verhältnismäßig kurze Aufenthalt im Kranken Haus, äh… Krankenhaus hat mir Dinge vor Augen geführt, die mir so gar nicht bewusst waren. Bestimmte Aspekte unseres Gesundheitssystems, zum Beispiel.
Ich hatte ursprünglich ja vor, als erstes tatsächlich diese OP-Story in der BlockpostTM aufzuarbeiten. Allerdings habe ich jetzt, in diesem Moment, hier beim Schreiben, einfach keine Lust auf das von mir befürchtete und zu erwartende Mimimi, das mir aus der Tastatur zu flutschen und die letzten zwei Leser*innen zu vergraulen droht. Vielleicht hole ich das mal nach, aber heute gehe ich mir schon bei dem Gedanken an mein eigenes Gejammer dermaßen auf die- äh… ja.
Beste Szene im Krankenhaus:
Martin, Mitte 20, bekommt Besuch von seinem Vater.
Sie sitzen auf Martins Bett und schauen schweigend aus dem Fenster.
Ihr Blick fällt auf den gegenüber liegenden Plattenbau.
Das Schweigen hält an.
Nach einer ganzen Weile deutet der Vater mit einer kleinen Kopfbewegung auf den Wohnblock und sagt in tonlosem Genuschel:
„…is‘ auch was frei.“
Pause
„…hätts’de direkt ge’enüber jewohnd…“

Leute, es ist mir vollkommen egal, ob das dann da hinpasst oder nicht, diese Szene will ich in einem Film von mir sehen! Ha, am besten ist das der ganze Film! Nur diese eine Szene. Mehr Arthouse geht nicht!
Falls jetzt irgendjemand denkt, die Idee klauen zu können, vergesst es gleich! Is‘ meine, könnt’er nich‘ hab’n!
Voll die Impro, dieser Text. Ich stolpere von einem Thema zum nächsten, ohne Plan. Hätte ich auch nur den Hauch einer Ahnung, ein Basiswissen „Handwerk des Schreibens“, ich wäre nicht nur mittelloser Kleinkünstler. Nein, ich wäre sogar (aus)gebildeter Autor. Auch mittellos.
Ich darf im Moment auch keinen Sport machen. Kein Laufen, kein Radfahren, kein gar nichts. Wegen der OP. Niemand möchte da ‘ne Naht flicken müssen. Dafür werde ich halt immer fetter. Doch, wirklich, jeden Tag ein kleines bisschen. Man sieht das nicht von einem Tag auf den anderen, aber der Gürtel ist definitiv nicht geschrumpft!
Sagt die Waage.
Ich finde, es sollte „Wage“ statt „Waage“ geschrieben werden. Denn obwohl es oberflächlich betrachtet ums Wiegen geht, ist das Betreten des fiesen Gewichtsmessgeräts in erster Linie ein Wagnis. By the way, wenn das Ding wiegen soll, wieso heißt es dann nicht… Wiege? Weil da schon so ein Stöpsel drin liegt und schlafen will? Kiddo, I have news for you: Dafür haben wir das Bett erfunden, also schlaf gefälligst auch da drin!
AchtUhrZweiundfünfzig…
Ich brauche mehr Kaffee und überlege, ob ich den ursprünglich gedachten Erzählrahmen erwähne oder die Geschichte mit dem Notizbuch mit Fotos von Zitat (Helge, wisst’er noch, oder?) und Autogrammwidmungsgruß (von Sarah Kuttner, Ihr müsst nicht nach oben scrollen, um nachzuschauen) zu einem Abschluss bringe. Wäre beides nicht unbedingt logisch, aber mit Fotos sieht es einfach schon unterhaltsamer aus.
Ok, eigentlich wollte ich mit diesem Bild anfangen.

Oder mit diesem.

Idee: Die schon beim Zubettgehen geöffneten Jalousien als Symbol der Hoffnung, des Willens, positiv in den kommenden Tag zu gehen, Offenheit, Zuversicht… mir wird schlecht. Zu viel Zucker. Fast schon fellbällchenkotzigTM.
Glücklicherweise sieht es heute draußen so aus:

Das setzt den Rahmen doch erträglich weit außerhalb kitschiger Depressions-Positive-Thinking-Narratives und außerdem ist das Notizbuch cooler.
Vorne drin:

Hinten:

Mittendrin, also nicht genau mittendrin, mehr so… mittel-mittendrin (?) findet sich ein Satz…
Der ist so platt, dass ich ihn fast schon witzig finde. Und auch noch so aufgeschrieben, als sollte es ein Liedtext werden:
„Ein neuer Tag, die alten Phrasen
vom Leben und wie es immer weitergeht“
*hu-hust*
Die Zeit:
NeunUhrSiebenundLasstmich!
P.S. Ich hatte wegen der OP auch einen COVID-19 Test. Ergebnis: Negativ.
Wäre mir das früher eingefallen, dann hätte ich einen wunderbaren Aufhänger für „Warum Negativ das neue Positiv ist“ gehabt.
In der Woche, in der Trump positiv getestet wurde.
© 2020 albert sadebeck
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